Flugdienstuntauglich – Wenn der Traum vom Fliegen zum Stillstand kommt
- Janina Selbach
- 29. Sept. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Nov.

Für viele von uns ist der Traum vom Fliegen nicht nur eine Faszination, sondern eine Berufung. Die Wolken unter sich zu sehen, der Freiheit entgegenzufliegen und das Cockpit als Arbeitsplatz zu betrachten, ist für Piloten und auch Flugbegleiter das höchste Gut. Doch was passiert, wenn plötzlich alles stillsteht? Wenn der Himmel nicht mehr der vertraute Raum ist, sondern der Boden der Realität hart einschlägt? Flugdienstuntauglichkeit – ein Wort, das für viele in der Luftfahrtbranche das Ende eines Traumes bedeuten kann. Doch ist es wirklich das Ende? Oder könnte es auch ein neuer Anfang sein?
Wenn der Himmel plötzlich verschlossen bleibt
In der Luftfahrt gibt es strenge medizinische und psychische Anforderungen, um flugdiensttauglich zu bleiben. Ein kleiner Fehler im System kann dazu führen, dass jemand als „flugdienstuntauglich“ erklärt wird. Dabei ist nicht immer sofort klar, was dahintersteckt. Flugdienstuntauglichkeit kann eine Vielzahl von Ursachen haben, die nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche betreffen.
Häufige Gründe sind unter anderem:
Kardiologische Probleme: Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen zählen zu den häufigsten physischen Ursachen, die eine Flugdienstuntauglichkeit bedingen können.
Augenleiden: Piloten müssen auf ihre Sehkraft vertrauen. Augenkrankheiten wie Grauer Star oder Netzhauterkrankungen können hier zum Problem werden.
Psychische Belastungen: Depressionen, Burnout, posttraumatische Belastungsstörungen und andere psychische Erkrankungen treten in der Luftfahrtbranche häufiger auf, als viele denken. Insbesondere Piloten und Flugbegleiter, die oft hohen Belastungen und Stresssituationen ausgesetzt sind, können betroffen sein.
Zum Thema psychische Gesundheit von Piloten findest du mehr in diesem Blogbeitrag: https://www.janinaselbach.de/post/die-psychische-gesundheit-von-piloten-und-flugbegleitern-ein-vernachlässigtes-thema-mit-großen-ausw
Neurologische Erkrankungen: Epilepsie oder Schlaganfälle führen oftmals direkt zur Untauglichkeit, da sie die Sicherheit im Flugverkehr beeinträchtigen könnten.
Doch wer entscheidet über die Flugdienstuntauglichkeit? Die Entscheidung über die Flugtauglichkeit liegt nicht allein beim Betroffenen. Ärzte, insbesondere Fliegerärzte, nehmen diese Entscheidung nach eingehenden Untersuchungen vor. Besonders in der zivilen Luftfahrt in Deutschland, Österreich und der Schweiz gelten strenge Vorschriften, die von der EASA (European Union Aviation Safety Agency) überwacht werden. In vielen Fällen erfolgt nach einem Befund eine vorübergehende Flugdienstuntauglichkeit. Doch nicht selten kommt es auch zu dauerhaften Entscheidungen, bei denen eine Rückkehr ins Cockpit ausgeschlossen ist.
Finanzielle Sorgen und der Druck der Absicherung
Ein weiteres großes Problem für Betroffene ist oft der finanzielle Druck. Besonders Piloten und Flugbegleiter, die über Jahre hinweg in der Luftfahrtbranche tätig sind, sehen sich plötzlich mit der Frage konfrontiert, wie sie ihren Lebensunterhalt sichern können, wenn sie flugdienstuntauglich werden. Hier kommt die Berufsunfähigkeitsversicherung ins Spiel, die in solchen Fällen lebensrettend sein kann. Doch die Realität zeigt, dass nicht jeder ausreichend abgesichert ist. Komplexe Vertragsbedingungen und hohe Beiträge schrecken viele ab, und im Ernstfall wird schnell klar, dass die finanzielle Absicherung oft nicht ausreicht.
Das führt zu zusätzlichen Sorgen und Ängsten, die den psychischen Druck verstärken. Denn neben der emotionalen Belastung, nicht mehr fliegen zu können, kommen Existenzängste hinzu. Die Zukunft scheint ungewiss, und die Frage, wie man sich und seine Familie weiterhin finanziell absichern kann, lastet schwer auf den Schultern der Betroffenen. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig um entsprechende Absicherungen zu kümmern und im Fall einer Flugdienstuntauglichkeit professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
Hoffnung am Horizont: Die Wiedererlangung der Flugtauglichkeit
In einigen Fällen ist die Flugdienstuntauglichkeit nicht endgültig. Es gibt Wege, die Tauglichkeit wiederzuerlangen, insbesondere wenn der Grund für die Untauglichkeit medizinisch behandelbar ist. So können etwa Kuren, spezielle Programme z.B. zum Alkoholentzug und therapeutische Maßnahmen helfen, den Betroffenen zu stabilisieren und fit für den Flugdienst zu machen. Auch psychologische Unterstützung, Coaching und gezielte Therapien wie die kognitive Verhaltenstherapie spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Für viele Betroffene sind Programme wie AntiSkid und die Stiftung Mayday wertvolle Anlaufstellen. Diese Organisationen bieten umfassende Unterstützung, sei es durch CISM (Critical Incident Stress Management) oder durch spezifische Beratungen, die sich mit den Herausforderungen der Luftfahrtbranche befassen. Besonders bei psychischen Belastungen bieten sie professionelle Hilfe und Netzwerke, die Piloten, Flugbegleiter und Flugschüler auffangen, wenn der Druck zu groß wird.
Dunkle Wolken, aber auch neue Aufwinde
Auch wenn es zunächst so erscheinen mag, als sei mit der Flugdienstuntauglichkeit das Ende des Traums vom Fliegen erreicht, kann dies auch der Beginn eines neuen Kapitels sein. Viele Betroffene berichten davon, dass sie in dieser Situation gezwungen waren, innezuhalten und ihre Lebensziele neu zu überdenken. Es eröffnet sich die Möglichkeit, andere berufliche Wege einzuschlagen oder einen kompletten Lebenswandel vorzunehmen.
Für einige kann dies bedeuten, weiterhin in der Luftfahrtbranche zu bleiben, allerdings in einer anderen Rolle – als Fluglehrer, als Simulatortrainer, in der Verwaltung oder in beratenden Funktionen. Andere hingegen entscheiden sich bewusst für einen Neuanfang in einer völlig anderen Branche.
In solchen Situationen sind emotionale Ressourcen und Resilienz von entscheidender Bedeutung. Studien haben gezeigt, dass Resilienz – die Fähigkeit, nach Rückschlägen wieder aufzustehen und gestärkt daraus hervorzugehen – ein entscheidender Faktor für den Erfolg im Umgang mit einer Flugdienstuntauglichkeit ist. Besonders in der Luftfahrtbranche, wo physische und psychische Anforderungen hoch sind, ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen, unerlässlich. Laut Studien, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt wurden, sind es insbesondere die psychischen Herausforderungen, die Piloten, Flugbegleiter und Flugschüler hart treffen. Umso wichtiger ist es, diese inneren Ressourcen zu stärken.
Genau hier setze ich mit meinem Angebot an. Ich unterstütze meine Klienten dabei, in dieser herausfordernden Zeit ihre Ressourcen zu aktivieren, ihre Resilienz zu stärken und neue Perspektiven zu entwickeln. Im gemeinsamen Coaching erarbeiten wir Lösungen und Strategien, um gestärkt aus dieser Situation hervorzugehen – sei es, um in die Luftfahrt zurückzukehren oder um eine berufliche Neuorientierung zu wagen.
Jeder Stillstand kann ein neuer Start sein
Auch wenn der Traum vom Fliegen zum Stillstand kommt, muss das nicht das Ende bedeuten. Im Gegenteil, manchmal bringt uns eine Krise dazu, uns neu zu orientieren, unsere Fähigkeiten und Talente zu entdecken und den nächsten Aufwind zu nutzen. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu suchen, Ressourcen zu aktivieren und sich auf das zu konzentrieren, was kommt – denn jeder Sturm ebbt irgendwann ab und der Himmel wird klarer.
In diesen Zeiten ist es entscheidend, nicht allein zu kämpfen. Ich biete Dir die Möglichkeit, gemeinsam Deine Resilienz zu stärken, neue Wege zu finden und mit Klarheit in die Zukunft zu blicken. Lass uns den Stillstand als Chance sehen – und gemeinsam die nächste Etappe Deiner Reise gestalten.




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