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Imaginative Aufstellungsarbeit – Wie Du Dein inneres System neu ordnest und emotionale Freiheit findest

  • Autorenbild: Janina Selbach
    Janina Selbach
  • 11. Mai
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Nov.


Holzwürfel mit Männchen Icon, die über Striche verbunden sind

Kennst Du das Gefühl, als würde Dich etwas innerlich zurückhalten – obwohl Du längst bereit wärst, Deinen Weg mutig zu gehen? Vielleicht spürst Du Blockaden, die Du nicht greifen kannst. Vielleicht wiederholst Du immer wieder ähnliche Beziehungsmuster oder fühlst Dich in bestimmten Situationen wie ferngesteuert. Die Ursache dafür liegt oft nicht im bewussten Denken, sondern in unbewussten inneren Dynamiken. Genau hier setzt die imaginative Aufstellungsarbeit an – ein tiefwirksamer Prozess, der Dein inneres Erleben sichtbar macht, ordnet und verändert.


Was genau ist imaginative Aufstellungsarbeit – und warum ist sie so kraftvoll?

Imaginative Aufstellungen sind eine moderne, weiterentwickelte Form der systemischen Aufstellungsarbeit. Anders als bei klassischen Familienaufstellungen mit Stellvertretern im Raum findet die Aufstellung hier im inneren Erleben statt – mithilfe Deiner Vorstellungskraft. In einem geschützten Coaching- oder Therapieraum - online oder offline - wirst Du dazu eingeladen, Dein inneres System in Form von Bildern, Symbolen oder inneren Figuren zu visualisieren. Diese Methode macht sichtbar, was bisher im Verborgenen lag: verdrängte Emotionen, innere Spannungsfelder, übernommene Rollen oder systemische Verstrickungen.


Der Raum, den Deine Vorstellungskraft öffnet, ist dabei unglaublich tief. Du kannst Dinge erkennen und verändern, die auf kognitiver Ebene oft nicht zugänglich sind.

Was diese Arbeit so besonders macht, ist die Verbindung von Systemaufstellung, innerer Teilearbeit und emotionalem Erleben. Sie geht weit über das Denken hinaus – und bringt Dich direkt ins Fühlen, Spüren und Verstehen. Dadurch entsteht oft eine tiefgreifende Wandlung in erstaunlich kurzer Zeit. Innere Bilder verändern sich, neue Perspektiven öffnen sich, emotionale Ladung darf abfließen – und Du spürst, wie Du Stück für Stück wieder bei Dir selbst ankommst.


Für wen eignet sich eine Aufstellung – und welche Themen lassen sich bearbeiten?

Menschen, die sich für eine Aufstellungsarbeit entscheiden, stehen oft an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie tief in sich spüren: So kann es nicht weitergehen – aber ich weiß nicht, wie ich es ändern soll.

Vielleicht kennst Du den Gedanken: „Ich mache immer alles für andere, aber vergesse mich selbst.“ Oder: „Ich weiß, dass ich eigentlich mehr vom Leben will, aber irgendetwas hält mich zurück.“ Manchmal sind es auch Sätze wie „Ich bin nicht gut genug“, „Ich darf keine Fehler machen“ oder „Wenn ich mich zeige, verliere ich die Liebe der anderen“, die sich wie ein roter Faden durch unser Leben ziehen – oft unbewusst, aber wirkungsvoll.


Typisch sind Themen wie wiederkehrende Beziehungskonflikte, emotionale Abhängigkeit, chronischer Stress oder Selbstsabotage. Viele erleben sich innerlich zerrissen, gefangen zwischen dem Wunsch nach Freiheit und dem Bedürfnis nach Sicherheit. Oder sie spüren diffuse Ängste, zum Beispiel die Angst, Grenzen zu setzen, gesehen zu werden oder sich verletzlich zu zeigen. Auch berufliche Themen wie Aufschieberitis, das Gefühl, „nicht genug zu sein“, oder eine permanente innere Anspannung hängen oft mit tief verankerten Glaubenssätzen zusammen, die in der Tiefe des Nervensystems gespeichert sind.


Die imaginative Aufstellungsarbeit hilft, diese inneren Muster sichtbar zu machen und zu verändern. Sie wirkt dort, wo Worte oft nicht mehr ausreichen – in der Tiefe Deiner emotionalen Welt. Wenn Du Dich in diesen Gedanken wiedererkennst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Dein inneres System nach einer Neuordnung ruft. Und genau dabei unterstützt Dich eine Aufstellung auf liebevolle, achtsame und zugleich kraftvolle Weise.


Wie läuft eine imaginative Aufstellung ab – und was passiert dabei?

Am Anfang jeder Aufstellung steht Dein Anliegen. Was möchtest Du verändern? Was möchtest Du verstehen? Gemeinsam mit Deinem Coach oder Deiner Therapeutin klärst du, worum es im Kern geht. Dabei geht es nicht nur um äußere Themen, sondern auch um das innere Erleben: Wo spürst Du die Blockade im Körper? Welche Gedanken tauchen immer wieder auf? Welche Emotionen halten Dich fest? Bereits in diesem ersten Schritt beginnt der Prozess, denn häufig zeigt sich hier schon, welche inneren Anteile oder Beziehungsmuster beteiligt sind.


Dann beginnt die eigentliche Aufstellung – ganz ohne äußere Figuren, nur mit Deiner inneren Wahrnehmung. Du schließt die Augen und lässt die inneren Bilder entstehen: Vielleicht tauchen Personen auf, Symbolfiguren, Farben oder Szenen. Du wirst angeleitet, diese inneren Elemente in Deinem inneren Raum zu positionieren und wahrzunehmen, wie sie zueinander stehen. Wer steht nah? Wer ist abgewandt? Wer fühlt sich bedrohlich oder liebevoll an?


Im weiteren Verlauf entsteht ein Prozess, in dem diese inneren Bilder verändert werden. Vielleicht darf ein belasteter Anteil gesehen und gewürdigt werden. Vielleicht zeigt sich ein früheres Erlebnis, das noch nicht verarbeitet ist. Oder Du nimmst Kontakt zu einer Ressource auf, die Dich stärkt. Schritt für Schritt wandelt sich das innere Bild – und mit ihm auch Dein emotionales Erleben. Du spürst, wie sich etwas löst. Wie Du neue Klarheit gewinnst. Und wie Du Dich auf einer tieferen Ebene mit Dir selbst verbindest.


Die drei Zeitfenster der Transformation – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Eine besondere Qualität der imaginativen Aufstellung ist ihre Arbeit mit den drei Zeitebenen. Denn je nachdem, wo der Ursprung Deines Themas liegt, öffnet sich ein anderer Raum für Veränderung.


In einer Vergangenheitsaufstellung reist Du zurück zu inneren Bildern aus der Kindheit oder zu prägenden Erfahrungen in Deinem Familiensystem. Du begegnest zum Beispiel dem Kind in Dir, das sich damals nicht gesehen oder überfordert gefühlt hat. Indem Du dieses Kind heute als erwachsene Frau wahrnimmst, ihm Mitgefühl und Schutz gibst, kann es heilen und sich integrieren. Oft sind es genau diese unversorgten inneren Kinder, die uns im Heute unbewusst steuern – bis wir ihnen in einer Aufstellung liebevoll begegnen.


Gegenwartsaufstellungen fokussieren sich auf aktuelle innere Konflikte, beispielsweise Entscheidungssituationen, innere Ambivalenzen oder Stressreaktionen. Hier geht es darum, Deine inneren Anteile zu verstehen, sie in den Dialog zu bringen und gemeinsam mit ihnen eine Lösung zu finden, die für Dein ganzes System stimmig ist.


In einer Zukunftsaufstellung hingegen verbindest Du Dich mit einem zukünftigen Ich, das bereits die Veränderung lebt, die Du Dir wünschst. Dieses „Ziel-Ich“ zeigt Dir den Weg, wie Du dorthin kommst – und welche inneren Ressourcen Du dafür brauchst. Es ist, als würdest Du einen inneren Kompass aktivieren, der Dich mit Klarheit und Vertrauen nach vorne führt.


Das soziale Panorama – wie innere Bilder unsere Beziehungen formen

Hast Du Dich jemals gefragt, warum Dich bestimmte Menschen emotional tief berühren, obwohl sie vielleicht gar nicht mehr in Deinem Leben sind? Oder warum Dich die bloße Vorstellung einer Begegnung mit einer bestimmten Person innerlich zusammenzucken lässt? Diese Reaktionen entstehen nicht durch die reale Person – sondern durch Dein inneres Bild von ihr. Genau das beschreibt das soziale Panorama: Es ist Deine innere Landkarte der Beziehungen – ein mentales Abbild, das Du Dir von den Menschen in Deinem Leben gemacht hast.


Nach Lucas Derks folgen diese inneren Bilder vier grundlegenden Prinzipien, die tief in unserem Erleben wirken. Zuerst: Ein Mensch existiert für uns nur, wenn wir ihn innerlich repräsentieren – in Form eines Bildes, einer Vorstellung, eines Gefühls. Zweitens: Wie wir diese Person innerlich anordnen – zum Beispiel wie nah sie uns steht oder in welcher Körperhaltung sie uns zugewandt ist – bestimmt unsere emotionale Beziehung zu ihr. Drittens: Unsere Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen im Kontakt mit diesem Menschen basieren nicht auf der realen Person, sondern auf dieser inneren Repräsentation. Und schließlich der vielleicht wichtigste und zugleich tiefste vierte Grundsatz: Alle Personifikationen im sozialen Panorama sind Anteile unserer eigenen Persönlichkeit.


Das bedeutet: Jede Person, die Du innerlich repräsentierst – ob Du sie liebst, ablehnst, bewunderst oder fürchtest – ist auch ein Spiegel Deiner selbst. Nicht im Sinne einer bloßen Projektion, sondern auf neuronaler Ebene: Die Netzwerke, in denen Du Dir ein Bild von anderen machst, überschneiden sich mit den Netzwerken, die Dein eigenes Selbstbild formen. Dein „Ich“ und Dein inneres Bild von „den anderen“ sind also untrennbar miteinander verbunden. Wenn Du in der Aufstellungsarbeit beginnst, diese inneren Bilder zu verändern, veränderst Du nicht nur Deine Sicht auf andere – du transformierst Dich selbst. Denn das, was Du im anderen siehst, ist immer auch ein Teil von Dir. Und genau hier entfaltet die imaginative Aufstellungsarbeit ihre transformierende Kraft: Indem Du Deinem inneren System erlaubst, neue Perspektiven einzunehmen, wächst nicht nur Dein Beziehungserleben – sondern Deine ganze Persönlichkeit.


Arbeit mit dem inneren Team – Deine Anteile an einen Tisch bringen

Hast Du schon einmal gedacht: „Ein Teil von mir will unbedingt raus aus dieser Situation, aber ein anderer Teil macht mir ständig Angst“? Oder: „Ich weiß, dass ich mehr kann, aber ich blockiere mich immer wieder selbst.“ Genau hier beginnt die Arbeit mit Deinem inneren Team. Denn Du bist nicht „falsch“ oder „inkonsequent“ – Du bist komplex. Und das ist gut so.


Viele Menschen erleben sich innerlich gespalten. Da ist vielleicht eine mutige Stimme, die Neues wagen will – und gleichzeitig ein ängstlicher Anteil, der sich duckt, sobald es konkret wird. Oder ein leistungsgetriebener Antreiber, der sagt: „Reiß dich zusammen!“, während ein erschöpfter Teil am liebsten alles hinschmeißen würde. Diese inneren Stimmen kämpfen oft gegeneinander – bis sie in der Aufstellung Raum bekommen, gesehen und gewürdigt werden.


In diesem Prozess wird aus Chaos eine neue Ordnung. Du erkennst: Alle Anteile wollten Dir irgendwann einmal helfen. Doch heute darfst Du entscheiden, wer wirklich das Steuer in der Hand hält. Und das ist in der Regel nicht der innere Kritiker, sondern Dein erwachsenes Ich, das klar fühlt, denkt und handelt. Diese innere Neusortierung schafft nicht nur Ruhe, sondern auch ein tiefes Gefühl von Selbstführung – das Gefühl, wieder wirklich Du selbst zu sein.


Phantom-Identitäten – wenn Du das Leben anderer lebst

Ein Begriff, der in der Aufstellungsarbeit eine große Rolle spielt, ist die sogenannte Phantom-Identität. Damit sind unbewusste Rollen gemeint, die Du übernommen hast – oft aus Loyalität zu Deinem Familiensystem oder aus früheren Bindungserfahrungen heraus. Vielleicht lebst Du das ungelöste Schicksal Deiner Mutter weiter. Oder Du versuchst unbewusst eine Rolle zu erfüllen, die in Deinem System fehlte – zum Beispiel die des „Starken“, der nie schwach sein darf.


Solche Phantom-Identitäten sind nicht „falsch“, aber sie sind nicht Dein wahres Selbst. In der Aufstellung darfst Du erkennen, was Du trägst, was eigentlich nicht zu Dir gehört. Du darfst loslassen, was Dir nicht mehr dient. Und Du darfst zurückkehren zu Dir – in Deine eigene Kraft, Deine eigene Geschichte, Deinen eigenen Platz im Leben.


Vom Kind-Ich zum erwachsenen Selbst – Deine Ich-Zustände im Wandel

Eine der berührendsten Erfahrungen in der Aufstellungsarbeit ist die Begegnung mit Deinem inneren Kind. Viele unserer heutigen Gefühle – Angst, Wut, Hilflosigkeit – stammen aus kindlichen Ich-Zuständen. In der Aufstellung darfst Du diesem Kind begegnen. Du gibst ihm Raum, seine Geschichte zu erzählen. Du hältst es – mit der Fürsorge und Stärke Deines heutigen Erwachsenen-Ichs. Und etwas beginnt sich zu wandeln. Aus dem Kind-Ich darf ein gereiftes, stabiles Erwachsenen-Ich entstehen. Du erkennst: Ich bin heute nicht mehr das kleine, ausgelieferte Kind. Ich habe heute Möglichkeiten, Kraft, Schutz. Dieses neue Ich verbindet Dich mit Deiner Selbstwirksamkeit – und eröffnet Dir einen neuen Blick auf Dein Leben.


Du trägst die Lösung bereits in Dir

Die imaginative Aufstellungsarbeit ist ein tiefes, sanftes und gleichzeitig transformierendes Werkzeug, um Dein inneres System neu zu ordnen. Sie zeigt dir, was Dich unbewusst steuert – und wie Du Dich davon befreien kannst. Du findest Klarheit, Selbstkontakt und innere Stabilität. Und Du erkennst: Alles, was du brauchst, trägst Du bereits in Dir.


Im nächsten Artikel wirst Du erfahren, wie Du Deine Persönlichkeitsanteile noch bewusster führen kannst – und wie sie Dich in Deinem Alltag unterstützen können, statt Dich zu blockieren. Bleib dran – Deine innere Reise hat gerade erst begonnen.

 
 
 

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